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Mit dem Verweis auf die heutige Äußerung der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel , wonach die angedrohte Schließung des Brenners einer Schließung Europas gleichkommen würde, wollte der Außenminister offensichtlich die sehr delikate Situation unterstreichen. Die Migrationsfrage könne sehr schnell explosiv werden, meinte er, obwohl die Situation am Brenner in ihrer derzeitigen Beschaffenheit wirklich keinen Anlass biete, denn die Grenzübertritte seien niedrig und keinesfalls dramatisch. Doch sie zeige, wie sensibel und schwierig die Lage inzwischen in Europa, aber nicht allein in Europa geworden sei. Auch in den USA spiele die Flüchtlingsproblematik mit dem Präsidentschaftsanwärter Trump eine besorgniserregende Rolle. Doch die Migration sei für Europa und für Italien auch eine große Chance, sagte der Minister und betonte, dass Europa in der Asylfrage seine Prinzipien nicht aufgeben dürfe und werde. Das Recht auf Asyl sei unantastbar, aber im Bereich der Wirtschaftsflüchtlinge könne nur dann erfolgreich eingeschritten werden, wenn Europa hier eine transparente und haltbare Regelung treffe und damit den Schlepperbanden das Handwerk lege.
Des übrigen ist Gentiloni davon überzeugt, dass Italien im Mittelmeerraum in Zukunft eine sehr wichtige und große Rolle spielen werde, denn mit seiner „weichen Macht“ (soft power) habe das Land bei den arabischen Staaten und in Afrika viel an Ansehen und Vertrauen gewonnen, besonders auch in Saudiarabien. Diese Chance werde und wolle man nutzen und mithelfen, um gemeinsam im Mittelmeer eine Politik der Kooperation und des Ausgleichs aufzubauen. Das aufstrebende Afrika biete sich heute mit einem völlig neuen Gesicht an. Für Italiens Außen- und Wirtschaftspolitik eröffneten sich auch dadurch neue und vielversprechende Wege in die Zukunft, wenn das Land und mit ihm Europa die richtige Politik verfolge.